Erreger
Das Affenpockenvirus (Monkeypox virus, MPXV) ist ein behülltes DNA-Virus der Gattung Orthopoxvirus. Es ist mit den humanen Pockenviren und den Kuhpockenviren verwandt. MPXV ist der Erreger der Affenpocken (Mpox), einer Zoonose. Die Erkrankung manifestiert sich mit einem ähnlichen Hautausschlag wie bei den Pocken, sie verläuft jedoch meistens milder. MPXV-Klade 1 (Fallsterblichkeit 1 – 12 %) ist endemisch in Zentralafrika, Klade 2 (Fallsterblichkeit < 0,1 %) in Westafrika. Zwischen 2022 und 2023 gab es einen weltweiten Ausbruch der Affenpocken, hervorgerufen durch Klade 2 b [1-6]. Reservoirtiere des Virus in den Endemiegebieten sind vermutlich verschiedene Nager und kleine Säugetiere. Affen und der Mensch werden als Fehlwirte angesehen [1-5].
Die zoonotische Übertragung erfolgt durch Kontakt mit den Läsionen oder biologischen Flüssigkeiten sowie durch den Umgang mit Fleisch infizierter Tiere oder mit kontaminierten Objekten [1-5]. MPXV kann von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Infizierten, wie Blut, Speichel, Schleim, oder mit den virushaltigen Häutläsionen übergehen. Vertikale Infektion in Endemiegebieten und indirekte Übertragung über kontaminierte Oberflächen spielen ebenfalls eine Rolle. Die Ansteckung durch respiratorische Sekrete ist möglich. MPXV wurde in der Samenflüssigkeit nachgewiesen [1-4].
Als Eintrittsstelle für MPXV dienen vorrangig kleine Hautverletzungen und die Schleimhäute, wahrscheinlich auch der Respirationstrakt. Das Virus wandert zu den nahegelegenen Lymphknoten und vermehrt sich dort (primäre Virämie), anschließend befällt es entfernte Lymphknoten und Organe wie Milz und Leber (sekundäre Virämie). Danach kann es z. B. in Lunge, Nieren, Darm und die Haut vordringen [1, 3-5].
Erkrankung und Symptome
Die Inkubationszeit in Endemiegebieten beträgt etwa 5 bis 21 Tage; im Rahmen von Infektionen des Ausbruchs 2022 ist sie kürzer (1 bis 4 Tage) [1-5].
In der Prodromalphase (1 bis 4 Tage) kommen unter anderem Fieber, Muskel-, Hals- und Kopfschmerzen, Fatigue sowie eine Lymphadenopathie vor [1-6]. Bei Infizierten im Ausbruchsgeschehen 2022 können die systemischen Symptome auch nach den Hautläsionen auftreten oder fehlen [1-3, 6].
Der Hautausschlag beim klassischen Verlauf betrifft häufig den gesamten Körper, beginnend im Gesicht, dann auf Rumpf, Arme und Beine bis zu den Händen und Füßen übergehend [1-6]. Betroffene des Ausbruchs 2022 leiden neben den kutanen Effloreszenzen hauptsächlich an anogenitalen und perioralen Läsionen [1-3, 6]. Die Anzahl der Hautläsionen schwankt von einigen bis zu über 1000, im Zuge des Ausbruchs 2022 haben die meisten Patienten bis zu 20 Läsionen [2, 3].
Die Effloreszenzen durchlaufen die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula, bis Krusten entstehen [1, 2, 4-6]. Infizierte sind vom Beginn der Symptome bis zum vollständigen Abheilen der Läsionen ansteckend [1, 3-5]. Die Krankheit ist bei Erwachsenen meist nach 2 bis 4 Wochen selbstlimitierend [1-4, 6].
Schwere Verläufe werden bei Kindern, Schwangeren und immungeschwächten Patienten beobachtet. Die häufigsten Komplikationen sind bakterielle Superinfektionen der Haut, weiterhin unter anderem Bronchopneumonie, Dehydrierung, Ateminsuffizienz, Enzephalitis, Proktitis, Pneumonie und Sepsis [1-6]. Die Schleimhautläsionen führen meist zu starken Schmerzen [1-3]. Als gravierende Krankheitsfolgen kann es zu Narben im Gesicht und im Falle einer Augenbeteiligung zur Vernarbung der Hornhaut bis zum Sehverlust kommen [1-6].
Verbreitung
Der erste Mpox-Fall wurde 1970 bei einem 9 Monate alten Jungen in der Demokratischen Republik Kongo beschrieben. Seitdem werden Infektionen insbesondere in Nigeria, Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo gemeldet [1-6]. Vom 1. Januar bis 12. November 2023 wurden der WHO aus der Demokratischen Republik Kongo 12.569 Mpox-Verdachtsfälle mit 581 Toten gemeldet [7]. In Europa, Nordamerika und Asien traten zwischen 2003 und 2022 sporadische Infektionen auf [1-3, 5].
Seit Mai 2022 werden in verschiedenen europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Portugal und Italien sowie in den USA, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Peru und China Fälle ohne Reiseanamnese in bekannte Endemiegebiete meist bei Männern, die Sex mit Männern haben, registriert [1-6]. Die WHO verkündete daher am 23. Juli 2022 eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite (beendet am 14. April 2023). Bis zum 31. Dezember 2023 wurden der WHO 93.030 bestätigte und 652 wahrscheinliche Mpox-Infektionen mit 176 Toten angezeigt [6].
Diagnose
Die Diagnostik von Mpox beruht auf dem Nukleinsäurenachweis des Virus mit einem PCR-Test in Abstrichen der Hautläsionen [1, 3, 4]. Die Serologie (Immunfluoreszenztest, ELISA oder Neutralisationstest zur Bestimmung des Antikörpertiters gegen Orthopockenviren) kann zur Unterstützung der Diagnose dienen [1, 3, 4]. Orthopocken-spezifisches IgG tritt 2 Tage nach Beginn des Ausschlags auf und bleibt mehrere Jahrzehnte nach Genesung erhalten. Spezifisches IgM lässt sich ab dem 4. bis zum 77. Tag post infectionem nachweisen [8]. Spezifisches IgG wird in 2 Serumproben, die im Abstand von mindestens 3 Wochen gewonnen wurden, bestimmt (die erste aus der ersten Woche der Erkrankung) [3].
Differenzialdiagnostisch sollten Windpocken, Syphilis, Infektionen mit Herpes simplex, andere Pockenvirusinfektionen sowie andere sexuell übertragbare Infektionen in Betracht gezogen werden [1-3, 6].
Literatur